Wie arbeite ich : Theaterpädagogischer Ansatz

 Ich möchte Menschen allen Alters mit den Mitteln des Theaterspiels die Erfahrung ermöglichen, sich selbst als wertvollen und wirksamen Teil einer Gemeinschaft zu empfinden … und zwar genau so, wie sie sind – ohne Leistungsgedanken und ohne Erfüllung einer vermeintlichen Norm.
Diese Erfahrung ist nicht selbstverständlich.

Als eher introvertierte Frau mit Klassismuserfahrung habe ich selbst mein ganzes Leben lang erlebt, dass mir Fähigkeiten und Wirksamkeit abgesprochen wurden und noch immer werden. Ich weiß, wie mächtig solche internalisierten Glaubenssätze wirken und befürchte gleichzeitig, kaum eine Person in unserer Gesellschaft ist ganz frei davon.

 

In meiner Arbeit gehe ich davon aus, dass jede*r einzelne Teilnehmende eines Projekts auch mir ein Wissen und Können voraushat. Meine theaterpädagogische Expertise möchte ich verantwortungsbewusst allen Teilnehmenden eines Projekts zur Verfügung stellen, um ihr eigenes, mitgebrachtes Material selbstbestimmt zu bearbeiten. Ich möchte Räume schaffen, in denen alle Mitglieder einer Gruppe sich angstfrei ausprobieren können und Freude am gemeinsamen Spielen entwickeln.

Die positive Verstärkung während der gemeinsame Arbeit an einem Gruppenziel macht einen Grundpfeiler einer empathisch-demokratischen Gesellschaft für jeden erfahrbar:

"Ich bin keine passive Beisteherin, sondern eine aktive Protagonistin*"

- und zwar auf und abseits der Bühne.                                                                           * generisches Femininum aus Gründen der Lesbarkeit

 


Empathische Demokratie

 Unter einer Demokratie wird oft salopp verstanden, dass „die Mehrheit entscheidet“. Dies bedeutet aber in der Konsequenz, dass viele Menschen keinen Platz in dieser Gesellschaft finden können. Denn wer nicht der Mehrheit angehört, gilt dann automatisch als „nicht relevant“, „zu kompliziert“ oder manchmal einfach als „zu leise“. Die empathische Demokratie betont deshalb nicht nur das Einstehen für sich selbst, sondern auch, sich für andere stark zu machen (oder anderen Raum zu geben).
Ich möchte mich in meiner Arbeit mit Gruppen dafür einsetzen, dass unterschiedliche Lebensrealitäten als solche wahrgenommen und akzeptiert werden und auch Perspektiven und Bedürfnisse von Minderheiten (und leisen Personen) ihren Platz finden. Meine Methoden und meine Kommunikation in der Theaterarbeit richte ich nach diesem Ziel aus. Dennoch: Es ist eine Aufgabe für alle Beteiligten, nach und nach mehr Verantwortung zuerst für sich selbst, und dann auch für das Miteinander zu übernehmen.

 

Dies schließt auch ein, dass ich mich selbst regelmäßig zu Themen wie Diversität, Diskriminierung und vorurteilsbewusster Pädagogik weiterbilde und mein Arbeiten und Denken (macht-)kritisch hinterfrage.

Theater spielen


Das zusammen Spielen ist in unserem Menschsein fest verankert. Kinder brauchen dazu keine Anleitung und auch Erwachsene können sich – unter den richtigen Bedingungen- in der Leichtigkeit des Spiels verlieren. Theater-spielen findet immer in einem Miteinander statt und bietet gleichzeitig ein sehr weites (kreatives) Feld, in dem man sich unbekümmert auf diverse Art zusammen ausprobieren kann. Das Spiel eröffnet somit einen Raum, von Experimentierfreude und Fehlerfreundlichkeit geprägt, der in unserem Alltag oft fehlt. Ausprobieren und Verwerfen-dürfen, Parallelwelten erschaffen und mit einem lauten Knall wieder einreißen, hitzige Diskussionen in gemeinsames Herumalbern zu überführen, Selbstwirksamkeit spüren, ohne Konsequenzen zu fürchten… all das findet im gemeinsamen Theater-Spiel Platz.

 

Weil Theater als Kunstwerk so vielfältig in seinen Ausprägungen und Aufgabenbereichen ist – nicht umsonst wird oft von der Mehrzahl „Theaterkünste“ gesprochen – bietet es für (fast) jede*n einen Anknüpfungspunkt. Kreatives Schreiben, theatrale Struktur, Körperarbeit, Technik ... Verantwortung kann  hier ganz unterschiedlich  übernommen werden.
Die ästhetische, kreative Auseinandersetzung mit einem Thema kann einen emanzipatorischen Prozess anstoßen und unterstützen. Eine persönliche Fragestellung auf künstlerischer Ebene zu vertreten, ermöglicht dem Gegenüber -sei es Mitspieler*in oder Publikum- einen eigenen Zugang zu jener zu finden und damit eine gemeinsame Basis zu etablieren, auf der wir uns gern austauschen. Spiel und Kunst eröffnen so einen neuen Raum, in dem Werte miteinander neu verhandelt und erprobt werden können. Zusammen als Gruppe einen künstlerischen Ausdruck zu finden, unterstützt den Prozess des Aushandelns und Aushaltens. Dieser künstlerische Ausdruck kann unter den richtigen Bedingungen auch ein hohes Niveau erreichen.